Dienstag, Februar 06, 2007

Offener Brief an Deutschlandradio Kultur

Der Krug hört solange D-Radio bis er bricht.
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte mich bei Ihnen für Ihre unkritische Berichterstattung zum Thema Online-Durchsuchung bedanken. Es sind mehr Journalisten wie Sie die wir brauchen um gemeinsam Rechtsstaat und Bürgerrechte auszuhölen - und wir haben mehr Journalisten wie sie. Sobald sie aus dem Munde der Obrigkeit Worte wie Anschlag, Kinderpornographie oder gar Terrorismus hören werfen Sie Ihr Gewissen über Bord, lassen die Hosen runter und bücken sie sich bereitwillig. Aber was wundere ich mich, sie nehmen ja auch Geld dafür, was sollte man da anderes erwarten. Sie liefern damit ein schönes Beispiel ab warum der Staat nicht für die Finanzierung der Medien eintreten sollte (nicht das ich irgendwelche Illusionen über die privaten Medien hätte).

Wenn Sie mal was für Ihr Geld tun würden, dann könnten Sie z.B. (Ich möchte Ihnen nicht zu viele Tipps geben, sie sollen ja selber noch Erfolgserlebnisse haben) mal nach "Udo Vetter Mikado" suchen. Ja, im bösen Internet, in dem aus weißen Rohlingen mit Webservern Kredikartenfälschungen hergestellt werden, Router dafür benutzt werden um Kinder zu misshandeln, mit Hilfe von Browsern Menschen gehängt werden und Festplatten dafür benutzt werden um in vollbesetzte Hochhäuser zu fliegen. Ja, das sind sie, die Gefahren des Internet und der Computer. Nicht etwa überarbeitete Richter, die jeden Wisch unterschreiben den ihnen ein Polizist vorlegt, nicht Ermittlungsbehörden die Jahre brauchen um Beweise auf beschlagnahmtem Computern zu sichten, nicht Politiker die Gesetze produzieren die alles noch schlimmer machen, nicht eine Juristen Lobby die sich in einer Art ABM Maßname mehr Aufträge zuschustert, nicht die allgemeine Inkompetenz in Computerfragen die sich einmal quer durch alle Schichten zieht. Denn das bringt ja die Computerindustrie vorran und macht uns fit fürs 21ste Jahrhundert!

Aber ich glaube ich erwarte von Ihnen wirklich zu viel. Arbeitet bei Ihnen überhaupt noch neben Moderatoren und Technikern ein Redakteur? Also so ein richtiger Redakteur, nicht jemand der einfach nur Interviewpartner bei staatlichen Stellen vermittelt? Nein? Das würde sich mit meinem Eindruck von Ihnen decken. (Ansonsten, sie haben doch einen Techniker? Fragen sie doch mal den, der kennt sich besser aus als sie!)

Dewegen verbleibe ich mit dem freundlichen Gruß:
Bücken Sie sich weiter bis der Arsch wehtut!
Das musste sein, auch wenn ich nicht glaube das dies etwas ändern wird. Aber mein Gewissen würde mich umbringen, hätte ich jetzt nichts geschrieben.

Wirklich passend ist es, das man, wenn man eine Mail ans dradio schickt, Name und Email preisgeben muss, aber nicht darüber informiert wird ob das versenden der Mail an das dradio erfolgreich war. Man hat es halt nicht so mit dem Internet beim dradio.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das heißt ja auch dradio und nicht dinternet, Herr Tony. Da wundert mich wirklich nichts mehr. Außer vielleicht, daß Sie noch sowas wie Radio und Fernsehen haben.

Tony hat gesagt…

Ja, beim Radio bin ich altmodisch. Aber ich glaube es wird in Zukunft ein Internetradioempfänger werden, das was mir per UKW zugemutet wird ist wirklich eine Zumutung. Wirklich doof das ich soviele Kombiempfangsgeräte habe (Verstärker mit Radio, Fernseher mit Tuner). Denn einen Verstärker brauche ich für Internetradio ebenso wie einen Fernseher für die DVDs die ich ab und an mal schaue. Leider versuche ich ja immer gesetzestreu zu sein und so Sachen wie GEZ zu zahlen wenn ich es muss. Ich denke das Bereithalten von Rundfunksempfangsgeräten werde ich ebenso beenden wie den Besitz eines Automobiles. Dann bleibt noch die Internetstrafgebühr die die GEZ von mir verlangt, denn den Computer werde ich nicht abschaffen...

Anonym hat gesagt…

Der öffentlich rechtliche Drundfunk wird nicht vom Staat finanziert, bester Herr Tony. Deswegen gibt es die GEZ.

Tony hat gesagt…

Ja, das ist mir schon klar das das Geld nicht vom Staat (=Steuern und andere Abgaben) kommt, sondern aus der GEZ. Letztendlich ist der Unterschied aber konstruiert, weil ob man jetzt KFZ-Steuer für den PKW oder GEZ fürs TV-Gerät zahlt, der Staat schafft die Grundlage und das Geld kommt zwangsweise (bei einem Fall mehr, beim anderen weniger) durch eine Vorgabe vom Staat. Ich schrieb ja auch nicht von einer staatlichen Finanzierung, sondern davon das der Staat für die Finanzierung eintritt.

Dies ist aber Begriffsklauberei. Was aber viel wichtiger ist, der Staat hat im Rundfunkrat defacto das Sagen, was man sehr schön an so Beispielen wie dem Bayerischen Fernsehen sehen kann.

Ich hätte wohl diesen Satz anders formulieren sollen...

Anonym hat gesagt…

seien'se nich zu streng mit den damen und herren vom d'radio: im gegensatz zu dem, was sonst noch läuft, sind die noch allaerste sahne.

Tony hat gesagt…

Im Prinzip müßte ich ich Ihnen recht geben, Herr/Frau anonymous, aber das kann doch kein Argument sein, das die anderen noch viel schlimmer sind?

Schließlich bekommen die 180 Millionen im Jahr, da kann man doch was erwarten. Und wenn mir eine Moderatin vollkommen unreflektiert morgens ins Ohr säuselt das wir dringend die Online-Durchsuchung brauchen, dann kann ich gar nicht so viel essen wie ich kotzen will. Und in dem Fall ist es mir auch egal wenn die anderen Sender z.B. die Einführung eines christlichen Gottesstaates fordern würden. Wenn ich Meinung haben will, dann lese ich Blogs, vom dradio erwarte ich zumindest den Versuch neutrale Informationen zu liefern, wenn die dazu nicht in der Lage sind, dann frage ich mich auf welcher Existenz-Grundlage die den Sender betreiben.

Anonym hat gesagt…

d-radio gehört nun mal zu einer meiner hauptinfo-quellen und ich bin oftmalz überascht, über deren gut recherchierten und positionierenden ansagen. deshalb wollte ich sie mal nicht so im feuer der kritik stehen lassen.
anonymus nur deshalb, weil ich hier mit dem kommentieren noch nich so recht klar kam.
.wlg

Tony hat gesagt…

Das mit dem Anonymous ist auch kein Problem, ich wollte meine Antwort einfacht nur adressieren :-)

Ich höre auch relativ viel dradio, es ist (noch) eine meiner wenigen Informationsquellen neben Blogs und Real-Life heutzutage. Und für alles was Blogs und Real-Life nicht covern ist dradio eigentlich nicht schlecht, man will ja wissen was in der Weltpolitik passiert. Dumm wird es dann, wenn das dradio über Sachen berichten, über die ich mir bereits eine (anscheinend) qualifiziertere Meinung gebildet habe. Und nochmal, wenn mir eine Moderatorin anpreist das die Online-Durchsuchung die beste Erfindung seit der Kreuzigung Christi sei, dies aber NICHT der Fall ist, dann fange ich an mich zu fragen ob die da, wo ich mich nicht so auskenne, auch so schlampig berichten. Ich weiss z.B. nicht wirklich was in Afghanistan passiert, aber ich habe kein Vertrauen das es mir das dradio sagt. Das dradio ist da auch nur noch eine Verlautbarungsmaschine die Pressemeldungen der großen Parteien verbreitet.

So eine Art der Berichterstattung ist eine Schande und wirft ein schlechtes Licht auf den Rest des Senders.

Anonym hat gesagt…

Hier gibt es einen Link auf diesen unsäglichen Beitrag:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/84843